Legalisierung: Segen oder Fluch? – Wie geht Deutschland damit um?
Bald soll Cannabis in Deutschland legal werden. Aber ist es eine gute Idee? Oder überwiegen doch die Risiken? Und was genau plant die Bundesregierung?
In diesem Artikel werden wir uns mit den Pro- und Contra-Argumenten der Legalisierung von Cannabis beschäftigen und den Gesetzentwurf der Ampelkoalition unter die Lupe nehmen.
Inhaltsverzeichnis:
- Was spricht gegen die Legalisierung von Cannabis?
- Was spricht für die Legalisierung von Cannabis?
- Wie wird die Legalisierung in Deutschland aussehen?
- Wie wahrscheinlich ist die Legalisierung 2023?
- Fazit
Was spricht gegen die Legalisierung von Cannabis?
Obwohl man Cannabis in keiner Weise mit den sogenannten harten Drogen wie Heroin oder Kokain vergleichen kann, ist kiffen nicht frei von Risiken.
Der Konsum von Cannabis kann nämlich:
- Süchtig machen. Forscher schätzen, dass etwa 10 % der Menschen, die Marihuana verbrauchen, ein gestörtes Konsumverhalten entwickeln.
- Das Risiko für Herzinfarkte erhöhen.
- Zu bleibenden Schäden führen, solange sich das Gehirn nicht vollständig entwickelt hat (was mit etwa 25 Jahren geschieht) und unter anderem Gedächtnis und Lernfähigkeit beeinträchtigen.
- Das Auftreten von psychischen Erkrankungen und insbesondere von Psychosen begünstigen.
Was den letzten Punkt anbelangt, herrscht unter Experten jedoch keine Einigkeit. So unterstreicht eine Studie des Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD), dass in den Ländern, in denen Cannabis legal ist, bislang keine Zunahme von diagnostizierten Psychosen beobachtet wurde.
Was spricht für die Legalisierung von Cannabis?
Der aktuelle European Drug Report konstatiert, dass Cannabis die beliebteste illegale Droge Europas ist. Menschen mögen Gras und die Gesetzgebung scheint keinen Einfluss darauf zu haben.
Was sie aber beeinflussen könnte ist die Qualität des Grases, das auf den Markt kommt. Cannabis, das durch synthetische Cannabinoide verunreinigt wurde, stellt nämlich eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar.
Für Konsumenten ist es nur sehr bedingt möglich, naturreine Cannabisprodukte von verunreinigten zu unterscheiden. Letztere haben jedoch einen viel stärkeren Effekt und können zu entsprechend bedrohlichen Nebenwirkungen führen.
Eine Legalisierung ermöglicht es, Qualitätsstandards zu bestimmen und durchzusetzen und somit die Gesundheit Tausender Menschen zu schützen.
Die Legalisierung von Cannabis erlaubt es zudem, einen THC Grenzwert einzuführen. In den letzten 20 Jahren ist der THC Gehalt nämlich stetig gestiegen. Forscher gehen einerseits davon aus, dass dies die Suchtgefahr erheblich erhöht. Andererseits kann zu starkes Cannabis verehrende Folgen für die Gesundheit haben, wie eine im August 2023 von der Yale School of Medice veröffentlichte Studie erläutert.
Die Legalisierung scheint außerdem keine grundlegende Veränderung des Konsumverhaltens zu bewirken. In Kanada ist beispielsweise seit der Cannabis Freigabe von 2019 weder ein Anstieg noch ein Rückgang des Konsums zu erkennen.
Schließlich gibt es keine Beweise dafür, dass der Konsum von Cannabis dazu führt, mit der Zeit auf härtere Drogen umzusteigen.
Die Freigabe von Cannabis könnte zudem das Justizsystem entlasten. Man bedenke bloß, dass sich in Deutschland Polizei und Justiz mit 180.000 Drogendelikte im Jahr beschäftigt. Zwar sind nicht alle mit Cannabis verbunden. Aber die Strafverfolgungsbehörden könnten dank der Legalisierung Teil ihrer Ressourcen zweifellos effektiver einsetzen.
Hinzu kommt, dass die Legalisierung von Cannabis der organisierten Kriminalität einen Teil ihrer Ressourcen entziehen könnte.
Wie wird die Legalisierung in Deutschland aussehen?
Für die Cannabis Freigabe inspiriert sich die Ampel Koalition an das Vorbild Spaniens und vermeidet somit die Fehler, die bei der Legalisierung in den Niederlanden begangen wurden.
Dort hat man zwar den Konsum legalisiert, nicht aber den Ankauf und Anbau. Dies hat dazu geführt, dass die Coffeeshops auf undurchsichtige Netzwerke zurückgreifen müssen, um sich mit Cannabis zu versorgen.
So hat man letztendlich der organisierten Kriminalität ein Gefallen getan, die in den Niederlanden jetzt immer offener und aggressiver auftritt.
In Deutschland solls anders gehen. Laut Gesetzentwurf wird man Gras entweder selbst anbauen (maximal 3 Pflanzen) oder in sogenannten Cannabis Clubs beziehen dürfen.
Diese sollen eine genossenschaftliche Struktur haben. Das bedeutet, dass die Mitglieder (maximal 500 pro Club) einen Beitrag zahlen, der den Anbau der Hanfpflanzen und die Sicherheitsmaßnahmen für die Gewächshäuser finanziert. Die Ernte wird dann unter den Mitgliedern verteilt. Es soll sich dabei also um eine nicht-gewerbliche Tätigkeit handeln.
Dabei gilt jedoch, dass man pro Person im Monat maximal 50 Gramm Cannabis beziehen darf und nicht mehr al 25 Gramm an einem Tag. Personen zwischen 18 und 21 Jahren werden hingegen höchsten 30 Gramm Cannabis (mit maximal 10 % THC) pro Monat erhalten können. Für Minderjährige wird der Konsum von Cannabis illegal bleiben.
Auch wird es verboten sein, innerhalb von 200 Metern von Schulen, Spielplätzen sowie Kinder- und Jugendeinrichtungen zu kiffen.
Mit Blick auf den Kinder- und Jugendschutz erscheinen die Maßnahmen sinnvoll. Wissenschaftler gehen nämlich davon aus, dass Tetrahydrocannabinol (THC) die Entwicklung der Gehirnfunktionen hemmt, wie auch eine neulich erschienene Studie des American Addiction Center bestätigt. Demnach ist es ratsam, mit dem Kiffen nicht zu früh zu beginnen.
Das Modell der geplanten Legalisierung bietet zahlreiche Vorteile:
- Wenn Cannabis Clubs selbst anbauen, anstatt zu importieren, ist für sie einfacher, für hochwertige und schadstofffreie Produkte zu sorgen.
- Cannabis Clubs werden eher geschlossene Einrichtungen sein und keine Werbung machen dürfen. Sie dienen also nicht dazu, Menschen dazu zu verführen, mit dem Kiffen zu beginnen.
- Man verhindert die Entwicklung eines Cannabis-Tourismus wie in den Niederlanden.
- Da die Cannabis Clubs nur Marihuana aus eigenem Anbau verkaufen dürfen, haben sie keine besonderen Anreize, sich des Schwarzmarktes zu bedienen, was dazu beitragen kann, ihn auszutrocknen.
Nun könnte man einwenden, dass es auf diese Weise nicht möglich sein wird, in den Genuss von Cannabisprodukten wie indischen Charas oder marokkanischen Primero zu kommen. Das ist nicht nur schade, sondern könnte auch den Schwarzmarkt fördern.
Gut möglich. Aber wie viele Menschen würden sich für teures und illegales Haschisch entscheiden, wenn die Möglichkeit besteht, hochwertiges Gras zu erschwinglichen Preisen zu erhalten? Wir wagen eine Prognose: nicht besonders viele.
An dieser Stelle muss man jedoch sicherstellen, dass genügend legales Gras angebaut wird, um die Nachfrage zu decken.
Wie wahrscheinlich ist die Legalisierung 2023?
Die Regierung hat sich auf den Gesetzentwurf bereits geeinigt. Nun muss er noch vom Bundestag abgesegnet werden.
Wann genau das Gesetz in Kraft treten wird, ist zurzeit noch unklar. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach gibt sich jedoch zuversichtlich, dass es spätesten am 1. Januar so weit sein wird.
Fazit
Es scheint offensichtlich, dass die Rechtslage von Cannabis kaum Auswirkungen auf das Konsumverhalten hat. Indem man Marihuana legalisiert, kann man jedoch dafür sorgen, dass der Konsum sicherer wird.
Im Vergleich zur Kriminalisierung könnte die Legalisierung also ein effektiverer (und sicherlich sanfterer) Weg sein, um die Gesundheit von Bürgerinnen und Bürger zu schützen, was hier der eigentliche Punkt ist. Die Entlastung von Justiz und Polizei könnte dabei ein willkommener Nebeneffekt sein.
Deutschland hat sich für einen vorsichtigen Ansatz entschieden, der nicht darauf abzuzielen scheint, Cannabis in einen ökonomischen Faktor zu verwandeln, sondern den Verbraucherschutz in den Mittelpunkt stellt. Wir bei Terre di Cannabis hoffen, dass wir uns spätesten 2024 selbst davon überzeugen werden können.
0 commenti